Lebensort Schule
Unsere Erwartungen an Schule verändern sich, und damit müssen sich auch die Schulgebäude verändern. Die Ansprüche an Atmosphäre und technische Ausstattung sind gestiegen, Räume sollen heute vielseitig nutzbar sein und sowohl Flächen für Gruppenarbeit als auch Rückzugsorte bieten. Mannheims Schulgebäude so zu gestalten, dass alle Schüler*innen ideal gefördert und gefordert werden: Das ist die Aufgabe der BBS. Beim Ortsbesuch war Lenny, 10, mit BBS-Projektleiterin Anja Baumunk unterwegs in dem 2023 eröffneten Neubau der Franklinschule, seinem schulischen Zuhause.
Eine Nachbarschaft wächst zusammen
Im Herbst 2022 zogen die ersten Bewohner*innen nach SPINELLI. Am Rande des ehemaligen BUGA 23-Geländes entwickelt die MWSP ein Quartier, das nicht nur ökologisch Maßstäbe setzt, sondern auch in Sachen Gemeinschaft und Zusammenleben. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet das Aufsiedlungsmanagement.
Ein sonniger Samstag im Mai 2024. Heute ist Flohmarkt auf SPINELLI, dem neuen Quartier am Rand von Käfertal-Süd. Es herrscht reges Treiben auf dem Chisinauer Platz, dem zentralen Ort des Quartiers – und mittendrin ist Petra Leinberger. Leinberger ist Aufsiedlungsmanagerin von SPINELLI. Konkret bedeutet das, dass sie die erste Ansprechpartnerin der Bewohner*innen und bestehenden Nachbarschaft bei Fragen und Anliegen zum Quartier ist. Mit ihrer Arbeit trägt sie dazu bei, dass eine Gemeinschaft zusammenwächst und ein lebendiges Quartier entsteht.
Der Flohmarkt ist ein Highlight, der Schwerpunkt von Leinbergers Arbeit liegt aber auf dem täglichen Leben. „Ich habe einmal pro Woche eine Sprechstunde vor Ort, bin aber auch abseits davon unterwegs und höre mich um, was die Bewohner*innen gerade beschäftigt“, erzählt sie. Seit Dezember 2022 ist sie für die MWSP tätig. Zuhören und die Anliegen ernstnehmen sei – neben der Netzwerkarbeit – das Wichtigste. Denn schließlich versteht die MWSP Stadtentwicklung als gesellschaftlichen Auftrag. Ziel ist es nicht nur neue Quartiere baulich zu entwickeln, sondern auch ein gutes Zusammenleben nachhaltig zu unterstützen.
Doch wie geht man das an? „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleinere, niedrigschwellige Formate sehr gut funktionieren“, berichtet Leinberger. So hat sie bald nach ihrem Start als Aufsiedlungsmanagerin ein erstes Nachbarschaftstreffen veranstaltet. Der SPINELLI Spot, ein ausgebauter Container, der ihr im Quartier als Büro und Treffpunkt dient, stand damals am Rand des Viertels auf einer Brachfläche. „Wir haben Sitzgelegenheiten aufgestellt, Musik kam aus der Bluetooth-Box, es gab Getränke und von den rund 120 Menschen, die schon im Quartier lebten, kamen gut 50 – und alle waren begeistert“, erzählt sie.
Inzwischen zählt SPINELLI mehr als 600 Bewohner*innen, das Format hat Leinberger beibehalten – in unregelmäßigen Abständen und an wechselnden Locations – und es wird weiter sehr gut angenommen. Genauso wie „SPINELLI liest“, ein Treffen für Lesebegeisterte, das Leinberger in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek initiiert hat. Alle fünf bis sechs Wochen treffen sich rund 10 Interessierte ebenfalls an wechselnden Orten – und lernen so nicht nur neue Bücher, sondern auch neue Menschen und Orte kennen.
Ein Quartier, das gerade im Entstehen ist, stellt seine Bewohner*innen immer wieder vor Herausforderungen. Deshalb leistet das Aufsiedlungsmanagement auch konkrete Unterstützung, etwa in Form von regelmäßigen Anwohnerschreiben mit Infos zu Baustellen, Straßensperrungen oder Umleitungen, die an alle Haushalte verteilt werden. Ebenfalls regelmäßig finden die Bewohner*innen von SPINELLI und der angrenzenden Nachbarschaft den Flyer „SPINELLI Spotlight“ in ihren Briefkästen – mit Infos, Terminen sowie Porträts von Akteur*innen vor Ort. Das seit Sommer 2023 bestehende Restaurant „Granatapfel“ wurde dort schon ebenso vorgestellt wie die unlängst eröffnete Apotheke.
Eine Besonderheit von SPINELLI und zentral für das soziale Leben sind die hiesigen Wohnprojekte. Insbesondere die beiden genossenschaftlichen Projekte WohnWerk und Oikos. Zum einen engagieren sie sich für das Viertel, zum anderen profitiert das Quartier grundsätzlich von ihnen: So kamen beim Oikos-Sommerfest, das die Initiative im grünen Gemeinschaftshof veranstaltete, viele Bewohner*innen von SPINELLI zusammen. Aus dem WohnWerk kam der Impuls für die Gründung eines SPINELLI-Kulturvereins. „In beiden Projekten gibt es viel Expertise, wenn es darum geht, miteinander zu reden, Konflikte zu lösen und gemeinsam Entscheidungen zu treffen – alles Dinge, die auch im Quartier von Bedeutung sind,“ erläutert Leinberger begeistert.
Einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben leistet zudem die stadtplanerische Gestaltung. Eine zentral gelegene Quartiersgarage sorgt dafür, dass die Straßen und Wege auf SPINELLI weitgehend autofrei sind. Mehr Platz für Menschen, weniger für Autos – ein Erfolgsrezept? „Definitiv“, sagt Petra Leinberger, „nicht nur die Promenade am Spinelli-Park, auch der Chisinauer Platz, die Gemeinschaftshöfe und die Straßen sind Orte, an denen sich die Menschen treffen und zwanglos das Miteinander genießen können.“
Doch nicht nur innerhalb von SPINELLI entsteht Gemeinschaft, das Viertel wächst darüber hinaus immer stärker mit dem Stadtteil Käfertal-Süd zusammen. Auf dem Flohmarkt zum Beispiel sind viele Familien aus den umliegenden Straßen präsent, die ihre Keller oder Dachböden ausgemistet haben. Gleichzeitig etabliert sich der Chisinauer Platz gerade als Quartiersplatz über SPINELLI hinaus und mit dem benachbarten Sportverein TV 1880 Käfertal gibt es erste Kooperationen. „Stadt weiter bauen“ heißt das Konzept, das die MWSP verfolgt und hier beispielhaft umsetzt: Die Stadtentwicklung hört nicht an der Grenze des neuen Quartiers auf, sondern umfasst den gesamten Stadtteil.
SPINELLI ist somit auf dem besten Weg, das Versprechen einzulösen, ein Quartier zu sein, in dem Gemeinschaft und Austausch eine wichtige Rolle spielen. „Natürlich gibt es Menschen, die einfach nur hier wohnen und sich nicht aktiv einbringen wollen, und das ist ok so“, resümiert die Aufsiedlungsmanagerin. „Insgesamt herrscht hier aber schon ein besonderer Spirit – und ich bin zuversichtlich, dass das in Zukunft so bleiben wird.“
Ein naturnahes Zuhause für Kinder
Der Ausbau der Kinderbetreuung ist ein zentrales Thema in Mannheim. Der Bau von Kindertagesstätten und Kindergärten ist deshalb eine wichtige Aufgabe der GBG-Gruppe – für die Stadt Mannheim und auch für freie Träger. Ein besonderes Beispiel dafür ist die Natur-Kindertagesstätte Little Franklin, die im Sommer 2023 zwei Jurtenhäuser bezogen hat.
Ein Container auf dem Franklin Field und zwei Kinder – damit fing im September 2016 alles an. Little Franklin war eines der Pionierprojekte auf der Fläche des ehemaligen Benjamin-Franklin-Village, auf der die MWSP gerade anfing, einen neuen Stadtteil zu entwickeln. „Wir haben damals viel improvisiert und es gab auch viele Abenteuer“, erinnert sich Astrid Nystroem, Leiterin der Natur-Kindertagesstätte. „Wir haben mit den Bauarbeitern gefrühstückt und nutzten die Brachen als Spielflächen.“
Das Pionierprojekt wurde zur Erfolgsgeschichte und so bemühten sich Nystroem sowie der Trägerverein Little Franklin e.V. um eine Verstetigung. 2018 bot die MWSP dem Verein eine Fläche im Sullivan-Quartier an. „Die Lage am Rande von FRANKLIN und in unmittelbarer Nähe zum Käfertaler Wald war für uns ideal und so entschieden wir uns, dieses Angebot anzunehmen“, berichtet Nystroem. Mit Living Circles hatte der Verein ein zudem ein junges Planungsbüro gefunden, das sich auf den Bau von naturnahen Kindergärten spezialisiert und dafür eigens ein Jurtenbausystem entwickelt hat. Und als dann noch die GBG als Investorin und Bauherrin einstieg, da der Verein keinen Neubau stemmen konnte, waren die Weichen für eine dauerhafte Einrichtung gestellt.
Nachdem der Bauantrag im August 2022 genehmigt wurde, begannen die Bauarbeiten, die im Juni 2023 abgeschlossen wurden. Insgesamt 2,1 Millionen Euro hat die GBG in den Neubau investiert. Entstanden sind zwei Gebäude in Holzbauweise mit jeweils rund 50 Quadratmetern Grundfläche sowie ein überdachter Außenbereich. Die Holzkonstruktion der Wände und des Dachs sind mit Stoff bespannt. „Die beiden Jurten sind dennoch sehr gut gedämmt“, erklärt Gregor Kiefer, Bereichsleiter Baumanagement bei der GBG Wohnen GmbH. „Die Bauweise schafft ein sehr gutes Raumklima, während die bodentiefen Fenster sowie die Dachöffnungen für eine angenehme Lichtsituation sorgen. Damit wird die, normalerweise nach innen konzentrierte Jurte nach außen hin geöffnet. “ Insgesamt, so Kiefer, sei hier ein sehr schönes und gleichzeitig funktionales Gebäudeensemble entstanden. „Für uns als GBG ist der Bau von Kindertagesstätten eine wichtige Aufgabe“, betont der Bereichsleiter. „Dabei ist für uns Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. So entstehen mit einer Kita im Stadtteil Hochstätt sowie dem Kinderhaus Lindenhof zwei weitere Betreuungseinrichtungen in Massiv- bzw. Holzbauweise.“
Beim Verein Little Franklin e.V., der die Kita von der GBG mietet, ist man jedenfalls mit dem neuen Standort glücklich. Nachhaltigkeit spielt auch für den Trägerverein eine große Rolle. Statt eines Abwasseranschlusses gibt es eine Pflanzenkläranlage, in die die Kinder selbst das Brauchwasser bringen, und statt WCs gibt es Komposttoiletten. „So lernen die Kinder den sparsamen Umgang mit Ressourcen“, sagt Astrid Nystroem. 40 Kinder im Alter von drei bis sieben Jahren, aufgeteilt auf zwei Gruppen, besuchen inzwischen Little Franklin. Wie es sich für einen Naturkindergarten gehört, sind sie die meiste Zeit im Freien. „Spielen, arbeiten und essen – unser Leben hier spielt sich vor allem draußen ab“, erklärt Nystroem. „Die Jurten sind für uns nur ein Rückzugsort, über den wir aber sehr froh sind.“